4000 Miles (3)
Die Wandelbarkeit von Zeit und Raum

»Wenn wir die Struktur und Qualität unseres Lebens untersuchen wollen, sollten wir uns seinen Zeitstrukturen zuwenden.« – Hartmut Rosa.
Zeit ist ein vielschichtiger Begriff, der in der physischen Welt verankert ist und durch die symbolischen und philosophischen Vorstellungen der Menschen überhöht wird. Sie ist Beobachtung, Konstruktion und Gebrauchsgegenstand zugleich. Die Zeit bildet nicht nur einen Verständnishorizont, in dem Dinge sinnhafte Bezüge zwischen einander ausbilden können, sondern ist auch eine Perspektive bei der Bewertung gesellschaftlicher Qualitäten.
»Modernity is about the acceleration of time« schrieb Peter Conrad. Dabei ist die Echtzeit heutiger Datenübertragung das Resultat eines Prozesses, der mit der Erfindung der Uhr begann. Das Trading-Unternehmen mit ihrem Firmensitz Richtung Serverfarm ziehen, um die Idee von einem Bruchteil einer Zehntelsekunde schneller an der Börse handeln zu können als die Konkurrenz zeigt, dass nicht einmal Echtzeit gleich Echtzeit ist. Was schneller wird, sind die Übermittler, die Vehikel – Pferd – Eisenbahn – Flugzeug – Telefon – Internet. Die Reichweiten werden größer. Raum wird vernichtet, Zeit wird verdichtet. Allgegenwärtig der Begriff der technischen Beschleunigung. Und als dessen scheinbare Gegenspielerin die persönliche Entschleunigung.
Vor allem in der Wissenschaft und in der Wirtschaft wird die Zeit mit einer Präzision gemessen, die für das menschliche Sensorium nicht wahrnehmbar und dementsprechend schwer zu erfassen ist. Der Bruchteil einer Zehntelsekunde hat wenig mit dem eigenen Zeitempfinden zu tun. Oder doch? Kann man bewusst aus der Zeit fallen? Sol (der Marstag) ist 39 Minuten und 35 Sekunden länger als auf der Erde. Hätten wir also auf dem Mars Zeit „gewonnen“? Welche Qualität hat die Zeit für den Einzelnen, die Gemeinschaft und die Gesellschaft?
4000 Miles findet nunmehr zum dritten Mal statt. Es handelt sich um gemeinsames Projekt von Prof. Sydney Craig, Herron School of Art+Design in Indiana, USA, und Prof. Judith Glaser, Fakultät für Gestaltung Würzburg und zielt auf interkulturellen Austausch und die Entwicklung globaler Denkweisen ab. Studierende beider Hochschulen werden herausgefordert, Fragen von Zeit und Raum über Ländergrenzen und Kontinente in Teams und mit Hilfe ganz unterschiedlicher Medien zu erkunden.
Die Teams werden Zeit und Raum auf formale und konzeptuelle Weise untersuchen, ihre analogen und digitalen Qualitäten kritisch und pragmatisch erforschen und sie mit physischen Erfahrungen verbinden. Den Abschluss des Kurses bildet eine Ausstellung an der Herron School of Art+Design, Indianapolis, USA.
Fragen zum Kurs beantworte ich gerne am Dienstag, 11.03.25 zwischen 16:00 – 17:00 online auf Zoom.