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Berichte aus dem Ausland
Sonkoy Mamani Bath berichtet von ihrem Auslandssemester
Wenn ich jemandem erzähle, dass ich ein Praktikum auf Bali mache, bekomme ich oft die gleichen Reaktionen: „Wie geil“ oder „Auf die Idee muss man erst mal kommen“. Die Idee war eigentlich schon fast vor dem Studium da. Jeder der mich kennt, würde mich sicher überall erwarten aber nicht in Deutschland. Kurz zu den Klischees: Ein Praktikum im Paradies? Ja & Nein (dazu komme ich später). Ich überspringe den deutschen Winter, ja! Die Sonne scheint immer, nein. Hier ist Regenzeit. Dadurch ist es unglaublich schwül und teilweise so heiß, dass man jede Minute in einem Raum mit einer Klimaanlage genießt. Das massive Ozonloch macht es fast unmöglich, in der Mittagssonne trotz Sonnenschutzfaktor 50+ ohne Sonnenbrand davon zu kommen (jedenfalls wenn man surfen geht und obwohl ich dunklere Haut habe als „normale“ Deutsche).
Naja, zurück zur Regenzeit. Man muss jedenfalls immer auf einen Platzregen gefasst sein und seinen Regenponcho dabei haben, sonst kann es passieren, dass man zu Hause ankommt und es so aussieht, als wäre man mit Klamotten in einen Pool gesprungen. Um das nachzuvollziehen: Stellt euch den heftigsten Regen in Deutschland vor und nehmt den mal drei. Dementsprechend werden kleine Bäche zu reißenden Flüssen. Dort wo man normalerweise eine unscheinbare Straße, die als Brücke dient, überqueren kann, sind in diesen Sintfluten schon so einige Scooter versunken. Scooter, das sind DIE Transportmittel in Indonesien, aber auch DIE Unfallverursacher. Man nennt es auch Bali Kiss, wenn man sich am Auspuff verbrennt und wöchentlich landet mindestens ein Tourist samt Scooter im Reisfeld. Am beliebtesten ist da der berühmt berüchtigte „Canggu Shortcut“ (bei Langeweile ist es durchaus für einen Lacher wert, sich eine Compilation davon auf Youtube anzuschauen), denn ja, Straßenführung liegt den Indonesiern nicht so. Aber das kann man auch auf das Aufkommen exponentiell steigender Massen an Touristen zurückführen, worauf die fehlende Infrastruktur nicht eingestellt ist. Canggu war z.B. vor einigen Jahren noch ein verschlafenes Dörfchen mit ein paar Warung‘s (Restaurants der Einheimischen) am Strand (mit ein paar guten Wellen). Inzwischen sind die meisten Warung‘s großen Beachclubs gewichen. Trotz des ganzen Touri-theater kann man aber noch das „echte“ Bali finden, meist eher außerhalb auf dem Land oder zwischen den ganzen Hipstercafés. Vor allem wenn einem etwas Dummes passiert sind die Balinesen sehr hilfsbereit, denn jeder hat einen enfernten Bekannten, einen Freund oder ein Familienmitglied, die helfen. Wie z.B. als ich vor einigen Tagen meinen Scooterschlüssel im Meer verlor. Ich wurde einfach vom Freund, dessen Freund ein Bekannter von „Good Mechanic“ war, angerufen, welcher 10 min später auf der Matte stand. Eben dieser hat nicht etwa wie in Deutschland das Schloss geknackt oder aufgebrochen, sondern besagter „Good Mechanic“ stocherte mit einem spitzen Werkzeug, an dem eine Lampe befestigt war im Schloss rum und feilte kurzerhand aus einem Blanko Schlüssel (merke: aus dem Gedächtnis) einen neuen Schlüssel zurecht.
Kurze Zeit und 12€ später konnten wir mit meinem neu gefeilten Schlüssel im Scooter heim fahren. Das dachte ich wenigstens. Allerdings war das Benzin alle und wir mussten den Roller zum nächsten „Petrol Straßenverkäufer“ schieben. „Petrol“ bekommt man hier traditionell in Absolut Vodka Flaschen (da fragt man sich schnell, ob die Straßenverkäufer für die Werbung auch Geld bekommen?).
So schön das „Paradies“ auch sein kann, genauso dreckig ist es aber auch bei den auflandigen Winden, wenn ganze Müllberge an den Strand gespült werden und das Meerwasser sich bei Regen braun färbt und damit zu einer der größten Infektionsursache wird. Diese Müllberge lassen einen schnell jede Plastiktüte, jeden Strohhalm und jede Einwegzahnbürste überdenken. Indonesien hat, wie einige Entwicklungsländer, ein großes Problem mit dem Plastikmüll – jedoch nur, weil er hier am Strand sichtbar ist und nicht wie in Europa vergraben, verbrannt oder exportiert wird.
Daher wird der Satz „Tidak Plastik –Makasi“ (Keine Plastiktüte –Danke) schnell zum wichtigsten Satz im „Bahasa“, dem indonesischen Wortschatz.







