Dienstagsgespräch
Thomas Wirtz
By the way - Typografie und Materialität
Thomas Wirtz lebt in Düsseldorf und arbeitet dort als freiberuflicher Kommunikationsdesigner. Sein Masterstudium schloss er 2016 bei Prof. Philipp Teufel und Prof. Gabi Schillig ab. Während des Studiums war er als Tutor und als wissenschaftliche Hilfskraft tätig, darüber hinaus arbeitete er ein Jahr als Kommunikationsdesigner bei der D’art Design Gruppe, sowie als freier Mitarbeiter für verschiedene Agenturen. Seine Masterabschlussarbeit „BY THE WAY – Typografie und Materialität“ beschreibt mittels unterschiedlicher Medien ein freies Design-Experiment, das sich im Laufe der Zeit zu einem modularen System aus zwei Komponenten entwickelt hat: Die selbstgestaltete, durch 3D-Druck hergestellte Schrift wird hierbei mit einer Vielzahl physikalischer Prozesse in Verbindung gebracht. Die Arbeit wurde unter anderem mit dem Bayerischen Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 ausgezeichnet.
Er erhielt bereits einige Auszeichnungen und seine Arbeiten wurden in Magazinen wie der Novum veröffentlicht.
Würdigung des Preistägers
Alles muss digital! Sagen die einen. Und die anderen sagen: jetzt mal wieder Handwerk! Und so wabert dieses Designjahrzehnt so ein bisschen unstrukturiert hin und her zwischen Apple-modern und Craftbeer-retro. Aber jetzt kommt Thomas Wirtz!
Thomas Wirtz ist das Kunststück gelungen, etwas vollkommen Analoges digital funkeln zu lassen und gleichzeitig die unnahbare Kälte vieler digitaler Arbeiten auf den warmen, weichen Boden des Anfassbaren zurückzuholen. Das ist nicht weniger als: modern.
Und noch etwas Wunderbares hat Thomas Wirtz bewiesen. Nämlich wie aus einem vollkommen freien Experiment ohne Grenzen und Beschränkungen etwas entsteht, das un- sere konkreten Anwendungs-Fantasien jubilieren lässt. Denn in dieser Arbeit steckt jede Menge Potenzial für alles mögliche. Und darum geht es ja: das Diktat des digitalen, vorformatierten Raums zu verlassen und endlich wieder auszuprobieren. Nur so entsteht Neues.
Dies zusammen, wahre Modernität und inspirierendes Experiment, macht „By the way – Typografie und Materialität“ zu einer herausragenden Arbeit, die nicht nur in diesem Nachwuchswettbewerb Anerkennung finden dürfte. Sie ist State of the Art.
STAATSPREIS KOMMUNIKATIONSDESIGN STATE PRIZE COMMUNICATION DESIGN 16
Dabei ist die Versuchsanordnung zunächst ganz einfach: Thomas Wirtz hat eine Schrift entworfen, die aus geometrisch konstruierten Versalien besteht. Jeder einzelne Buchstabe dieser Schrift ist als Outline in Schichten von innen nach außen gezeichnet, so dass in der Kombination mehrerer Buchstaben ornamentale Labyrinthe entstehen. Eine Display-Schrift im besten Sinne, die ihre Vorbilder bereits in Bauhauszeiten findet.
Im nächsten Schritt hat Wirtz seine Schrift im 3D-Druck zu einem räumlichen Setzkasten geformt und schließlich exemplarisch gesetzte Buchstabenkombinationen und Wörter mit einer Vielzahl physikalischer Prozesse konfrontiert: durch das Labyrinth der Formen lässt er Flüssigkeiten fließen, Funken fliegen oder Eiskristalle kriechen. Und jedes dieser physikalischen und chemischen Experimente führt zu völlig neuen Formen und Wahrnehmungen seiner Schrift.
Es ist kaum zu beschreiben und gleichzeitig einfach und faszinierend, wenn man es tatsächlich erblickt. Es ist die Fortsetzung der experimentellen Typografie mit anderen Mitteln und – by the way – Generator unzähliger neuer Formen für Schriften, Logos, Erscheinungsbilder und Displays. Es ist eine faszinierende Inspirationsquelle. Es ist großartig!
JOHANNES ERLER
ErlerSkibbeTönsmann, Hamburg