Do-Nothing-Machines
Lob dem Müßiggang

Industrielle Gesellschaften streben nach Produktivität und Effizienz. Das Nichtstuns hat in diesen Systemen oft einen faden Beigeschmack oder unterliegt selbst einem strengen Plan. Wir vermerken wir Zeit zum Erholen im Kalender, überwachen und optimieren unseren Schlaf. Haben wir sie längst verlernt die Kunst des Müßiggangs, das dolce far niente – das süße Nichtstun? Zwischen Studium, Job, Familie und Selbstdarstellung wo bleibt die Freiheit einfach nur zu sein?
Dabei ist die Abwertung des Nichtstuns seit der Reformation eine relativ junge Entwicklung. In der Antike wurde Müßiggang als ein Vorrecht für freie Bürger und den Adel betrachtet und als essenziell für die Entstehung von Kunst und Kultur angesehen. Im Mittelalter warnte die geistliche Mystikerin Hildegard von Bingen gar vor einem übermäßigen Aktivismus »Der Mensch muss sich aber hüten, durch zu viel Arbeit seinen Leib zu töten« [1].
Symbol für die Erkundungen diese Kurses soll die Alcoa Solar Do-Nothing Machine von Ray und Charles Eames (1957) sein. Sie wurde nicht entworfen, um eine “praktische” Funktion zu erfüllen [2]. Sie ist ein faszinierender Tanz aus Farben und Bewegungen ohne utilitaristisches Ziel—eine Ode an Neugierde, Verspieltheit und die Freude an der reinen Beobachtung von Bewegung. Die Maschine hinterfragt unser konventionelles Verständnis von Funktion und Nützlichkeit und erinnert uns daran, dass im reinen Erleben ein Wert liegt. In diesen unstrukturierten Momenten der Muße kann der Geist schweifen und Kreativität erblühen.
Vom Spazieren ohne Ziel als Aktivität mit intrinsischem Wert, dem Powernap und der Sobremesa, der spanischen Kultur des Ausruhens nach dem Essen [3] bis zur Prokrastination, wollen wir uns im Kurs intensiv dem Nichtstun, der Muße und den Pausen sowie deren Bedeutung für uns und unser Miteinander widmen. In Abgrenzung zur Faulheit (und zum Doomscrolling) soll mit und für die bewusste Entscheidung gestaltet werden innezuhalten, wahrzunehmen, oder zu reflektieren.
Die Medienwahl steht prinzipiell frei. Unabhängig davon wird vermittelt wie Designlösungen anhand verschiedener Prototyping-Techniken (digital und analog) entwickelt und kommuniziert werden können. Dabei können (müssen aber nicht) auch Aspekte von Fertigung, Nutzbarkeit oder der Lebenszyklen von Produkten erprobt werden.
Fragen zum Kurs beantworte ich gern am Montag, dem 11.03.25 zwischen 16:00 – 17:00 Uhr online im meinem Zoom.
[1] von Bingen, H. (2024) Heilige Inspiration in Weisheit der Welt (Band 23).
[2] Neuhart, J., Neuhart, M., Rams, R. (1989) Teams Design. The Work of the Office of Charles and Ray Eams, New York.
[3] Randolph, M. (2018) A uniquely Spanish part of the meal, https://www.bbc.com/travel/article/20180424-a-uniquely-spanish-part-of-the-meal (accessed 13.02.2025)