Dienstagsgespräch:
Thomas Foken

Vermittlungsprobleme der Klimakrise

Thomas Foken

Die globale Klimaerwärmung im Verhältnis zum vorindustriellen Niveau beträgt gegenwärtig 1,2 Grad. Doch erwärmt sich die Erde nicht gleichmäßig, Deutschland zum Beispiel um 2,2 Grad, die Arktis weist bereits eine Erwärmung von über 4 Grad auf. Eine durchschnittliche 2-Grad-Erwärmung, wie in Paris 2015 als Maximalgrenze vereinbart wurde (als Idealziel waren max. 1,5 Grad angesetzt), bedeutet für Deutschland voraussichtlich eine 4-Grad-Erhöhung. Zugleich sind diese eindrücklichen Angaben von Lufttemperatur nur bedingt aussagekräftig. Sie verschleiern, dass Klimawandel Energieerhöhung bedeutet, der nur zu einem Prozent die Luft erwärmt, in weit größerem Umfang die Ozeane und zudem die Zirkulationsdynamiken in Atmosphäre und Meer grundlegend verändert. Vorrangig aus Perspektive der Metereologie verdeutlicht Prof. i.R. Dr. Thomas Foken die Komplexität der menschgemachten Klimaveränderung. Zugleich berichtet er von seinen langjährigen Erfahrungen, die Klimakrise auch außerhalb des Wissenschaftskontextes zu thematisieren und zum Bespiel in Gemeinderäten, Ortsgruppen von Parteien und Initiativen, aber auch Schulen Klimaschutz- wie Anpassungsstrategien aufzuzeigen. Ob das Vermittlungsproblem der Klimakrise auch ein Darstellungsproblem – und somit eine Designaufgabe – ist, wird daran anschließend zur Debatte stehen.

Thomas Foken

Thomas Foken, Professor i.R. für Mikrometeorologie der University Bayreuth (Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung), promovierte 1978 an der Universität Leipzig (Dr. rer. nat.) und erhielt 1990 den zweiten Doktorgrad (Dr. sc. nat.) von der Humboldt Universität zu Berlin. Ab 1981 war er Leiter der Abteilungen für Grenzschichtforschung bzw. Landoberflächenprozesse an den Meteorologischen Observatorien in Potsdam (bis 1994) und Lindenberg (1994-1997). Im Jahr 1997 wurde er zum Professor für Mikrometeorologie an die Universität Bayreuth berufen. Sein Forschungsinteresse gilt der Wechselwirkung von Erdoberfläche und Atmosphäre sowie deren Messung und Modellierung. Die von ihm (mit-)organisierten Experimente führten ihn u. a. an das Kaspische Meer, in die Wolgasteppen, in das kalifornische San Joaquin Valley, in die Antarktis sowie nach Tibet. Er ist Autor und Herausgeber im Wissenschaftskontext (u.a. Micrometeorology, 2. engl. Auflage von 2017 sowie Springer Handbook of Atmospheric Measurements von 2021), aber auch Autor des Buches Bamberg im Klimawandel von 2021. Ausgezeichnet wurde er u.a. durch den Award for Outstanding Achievements in Biometeorology der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft (2013) und die Ehrenmedaille des VDI e. V. (2022).