Wettbewerbe:
Preis für Magdalena Soetebeer
08.4.22
Preis für die Bachelorarbeit SMARTE GESUNDHEIT
Magdalena Soetebeer war in diesem Jahr eine von acht Preisträger:innen der Hans-Wilhelm Renkhoff-Stiftung und der Gesellschaft der Förderer und Freunde der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt e.V..
Mehr zu der Arbeit selbst finden sie hier.
Informationen zur Hans-Wilhelm Renkhoff-Stiftung finden Sie hier.
Eine Publikation zu der Arbeit von Katja Bolza Schünemann (Pressestelle der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt) finden Sie hier.
Wer etwas zum Thema und der besonderen Leistung von Magdalena Soetebeer lesen möchte, hier die Laudatio von Prof. Carl Frech im Rahmen der Preisverleihung am 17. März 2022.
Die Arbeit von Magdalena Soertebeer sprengt in vielfacher Weise das, was man üblicherweise unter Design und Gestaltung versteht.
Der Titel der Bachelorarbeit SMARTE GESUNDHEIT verbindet sowohl den Wunsch als auch den Widerspruch, wenn man vom wertvollsten Gut des Menschen spricht: Die Gesundheit.
Sie kennen die einleuchtende Logik: Wenn man gesund ist, hat man 100 Probleme. Wenn man krank ist, nur eines.
Menschen wollen idealerweise alt werden und dann irgendwann gesund sterben.
Der Widerspruch entwickelt sich daher weniger in dem rationalen Einverständnis zu einer gesunden Lebensweise, sondern in den irrationalen Verführungen, denen wir uns ein Leben lang aussetzen, was wir nicht zur Priorität erheben, auf später schieben und dabei vergessen, dass unser Körper vermutlich nichts vergisst.
Die Arbeit von Magdalena Soertebeer setzt in ihrer Grundüberlegung da an, wo tatsächlich Veränderung stattfinden kann. Beim Menschen.
Gleichzeitig ist Gesundheit nicht nur ein soziales Thema einer Gesellschaft, sondern auch ein immanent ökonomisches. Wir blicken heute auf eine Gesundheitsindustrie, die in ihrer eigenen Logik oft an der Krankheit verdient und weniger an der Prävention und damit der Erhaltung von Gesundheit.
Aus diesem Grund sprechen wir auch von einem politischen Thema, das sowohl volkswirtschaftliche Implikationen hat, aber auch ein kultureller Spiegel einer Gesellschaft ist.
Das Selbstverständnis zum Thema Gesundheit, wie es in diesen beiden Jahren der Pandemie komplexer kaum zum Vorschein kommen konnte, ist immer auch verbunden mit den Werten einer sozialen Gruppe und damit der Frage nach einem gemeinsamen Kern, also einer gemeinsamen Position.
Nun erkennt die Industrie aus vielen Richtungen die Relevanz des Themas und bietet zunehmend Lösungen, welche vor allem durch den Faktor der Digitalität ihren gemeinsamen Nenner finden.
So wie wir uns zunehmend daran gewöhnen, dass sich die Beleuchtung oder der Herd unserer Wohnung bei uns meldet oder wir aus der Ferne den Staubsaugerroboter in Betrieb nehmen können, so gewöhnen wir uns langsam an die Möglichkeit, dass die Potenziale digitaler Technologien doch auch unsere Gesundheit steuern könnte.
Durch die Permaaktivität von Geräten, die wir morgens noch vor der Zahnbürste in die Hand nehmen und abends als Letztes neben unser Bett legen, hinterlassen wir in unserem Alltag Spuren unseres Lebens, die eifrig gesammelt werden, auch dann, wenn wir glauben, dass wir doch gar nichts von uns preisgegeben hätten.
Diese Daten sind von unschätzbarem Wert für Unternehmen und Institutionen, bieten sie doch vor allem durch clevere Auswertungsverfahren die Möglichkeit, ein relativ exaktes Bild unseres Lebens und damit auch dem Zustand unserer Gesundheit zu zeigen.
Künstliche Intelligenz ist hier ein heilsbringendes Stichwort. Verfahren wie Deep Learning, Process Mining oder Neuronale Netze haben es teilweise in unseren Sprachgebrauch geschafft. Auch wenn es nur wenige gibt, die diese Begriffe verständlich erklären können.
In dieser Hemisphäre spricht man in der Konsequenz dann von einer technologischen Singularität und meint damit, vergleichbar zum Beispiel mit der Erfindung des Automobils im Jahr 1886, eine neue sogenannte Superintelligenz, die ein gewaltiges technologisches Wachstum auslösen wird und dabei unvorhersehbare Veränderungen der menschlichen Zivilisation nach sich ziehen wird.
Die Frage ist: Welche Rolle spielt hier der Mensch, die einzelne Person?
Genau an dieser Stelle setzt die Bachelorarbeit von Magdalena Soertebeer an. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Gesundheit als ein gesellschafltlich relevantes wie auch besonders sensibles Thema.
Ihr gelingt in ihrer Arbeit die wichtige Position, nicht einseitig oder gar ideologisch zu werten, sondern sowohl die potenziellen Gefahren als auch die Potenziale zum Guten für das menschliche Wohl im Blick zu behalten.
Ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist das komplexe, vor allem aber sehr disperse Bedürfnis nach der Sicherheit persönlicher Daten (das Stichwort dazu wäre Big Data).
An manchen Stellen reagieren wir misstrauisch.
An anderen, wenn wir zum Beispiel spät am Abend bei Amazon noch schnell etwas bestellen, ignorieren wir komplett das umfassende Datenprofil welches wir mit dieser Bestellung übergeben haben.
Die herausragende Leistung der Arbeit von Magdalena Soertebeer liegt in ihrer strategischen und methodischen Dimension, mit der sie sich dem Thema nicht nur genähert hat, sondern vielfach auch durchdrungen und damit zu einer Expertise vordrang, die üblicherweise in anderen Studiengängen erwartet werden würde.
Sie analysiert die systemischen Zusammenhänge der verschiedenen Technologien und digitalen Werkzeuge präzise und macht gerade damit die sozialen Implikationen deutlich.
Letztlich geht es um einen Prozess der Transformation, dem sich eine Gesellschaft heute nicht mehr entziehen kann, bei welchem es darum geht, die prosozialen (also freiwilligen) Vorteile zu nutzen (das Stichwort dazu wäre heute Nudging) und gleichzeitig die potenziellen Gefahren nicht aus dem Blick zu verlieren, die ggfs. durch gesetzliche Rahmenbedingungen zu regeln wären.
Weitere Details der Bachelorarbeit von Magdalena Soertebeer würden sowohl die Zeit als auch die Idee einer Laudatio sprengen.
Es entstand ein exzellentes Kompendium zum Thema Digtialität im Gesundheitswesen.
Magdalena Soertebeer bezieht im Ergebnis aber durchaus eine eigene Position, die man sehr einfach so beschreiben kann, dass im Kern immer der Nutzen für die einzelne Person stehen sollte und nicht von den ökonomischen Potenzialen einseitig dominiert werden darf.
Abschließend will ich noch kurz ein Wort zum Begriff Design und Gestaltung mit ihnen teilen. Üblicherweise endet die öffentliche Überzeugung an der Stelle, dass sich Gestaltung am Ende eines Prozesses um eine visuelle Ausarbeitung zu kümmern habe, wenn andere die methodische, die wissenschaftliche und damit die komplexe Grundlage geschaffen hätten.
Design kann aber viel mehr, kann deutlich weiter vordringen. Letztlich vor allem darum, da es kaum einen Lebensbereich gibt, der sich den Grundprinzipien der Gestaltung entziehen kann.
Die Arbeit von Magdalena Soertebeer ist dafür ein schönes Beispiel und ich kann gerne sagen, dass sie diesen Preis verdient hat.