Wildnis

Michael Gessner

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© Michael Gessner

In meiner Arbeit „Wildnis“ setze ich mich mit der Thematik des artifiziellen Lebensraums auseinander. Anhand zoologischer Gärten zeige ich auf, wie sich unser Verhältnis zur Natur gewandelt hat. Es stellt sich die Frage, ob die reine Nachempfindung von etwas „Natürlichem“ den gleichen Zweck für den Menschen darstellt und als gleichbedeutend mit der ursprünglichen Natur angesehen werden kann.

 

In einer Zeit, in der der Mensch sein Umfeld so stark verändert wie noch nie zuvor in der Geschichte der Erde, fällt es schwer, einen gemeinsamen Nenner zu finden, wenn es um die Definition der Begriffe „Natur“ und „Wildnis“ geht. Es ist lediglich eine Richtung, in die sich die Definition bewegt, festzustellen, eine klare, einheitliche Definition zum Begriff „Natur“ ist aber nicht zu finden. Das ist vor allem der Ursache geschuldet, dass die Gegenwart von Mischwesen und Zwischenformen geprägt ist und somit den Naturbegriff immer diffuser werden lässt.

Vielleicht dient der Naturbegriff auch nur dazu, einen Schleier über Missstände legen zu können. Viel zu oft ist die Rede von der „schönen, wilden Natur“, obwohl diese ohne den Menschen gänzlich ein anderes Erscheinungsbild hätte, also auch nur ein Mischwesen aus menschlichem Einwirken und Natur ist. Man denke hier an Forstgebiete, Weide- und Ackerflächen – Kulturlandschaften und perfekte Hybride.

Das Problem hierbei ist nicht nur die Veränderung der Landschaft an sich, sondern die „Normalität“ dieser Kulturlandschaften. Längst haben wir uns an das Bild bewirtschafteter Felder und Wiesen gewöhnt und scheinen dabei zu vergessen, dass es sich um künstlich erstellte Flächen handelt. Gleiches gilt auch für den Wald. Die Zeiten der Urwälder, in denen Flora und Fauna wachsen und sich ausbreiten konnten, sind vorbei.

Der dicht bewachsene Regenwald oder die weitläufige Wüste erlangen ihren „Künstlichkeitsstatus“ dadurch, dass der Mensch diese Bereiche und deren Wert kennt und sie zu Naturschutzgebieten und Nationalparks erklärt hat. Der Mensch also von diesen Arealen Besitz ergriffen hat und sie nun vor sich selbst schützen muss.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass in der heutigen Zeit oft von der „Natur“ als dem großen Fetisch der Menschheit gesprochen wird. Ein Fetisch ist etwas vom Menschen Geschaffenes, etwas „Künstliches“. Oftmals ein bestimmter Gegenstand, ein Objekt, dem übernatürliche Eigenschaften zugesprochen werden, der angebetet und verehrt wird. Hier schließt sich der Kreis zur Natur dahingehend, dass die Natur nichts anderes darstellt, als etwas „Künstliches“. Neben der Abhängigkeit ist es die Faszination, die von ihr ausgeht und die Sehnsucht, der Wunsch der Menschen nach dem, was verschwunden ist, der unberührten Natur.

In meiner Arbeit „Wildnis“ setze ich mich mit der Thematik des artifiziellen Lebensraums auseinander. Anhand zoologischer Gärten zeige ich auf, wie sich unser Verhältnis zur Natur gewandelt hat. Es stellt sich die Frage, ob die reine Nachempfindung von etwas „Natürlichem“ den gleichen Zweck für den Menschen darstellt und als gleichbedeutend mit der ursprünglichen Natur angesehen werden kann.

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