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Prof. Judith Glaser

Die Zeit, die Zeit.

Beschleunigen oder herausfallen? Alles Möglich!

„Sie entfernten sozusagen den Glauben aus der Zeit, bis sie leer und kahl war, und besetzten sie mit einem neuen Kriterium: Geld. Das war der Beginn der Moderne.“ – Karlheinz Geißler, 2017 

Die Zeit bildet nicht nur einen Verständnishorizont, in dem Dinge sinnhafte Bezüge zwischen einander ausbilden können, sondern ist auch eine Perspektive bei der Bewertung gesellschaftlicher Qualitäten. „Wenn wir die Struktur und Qualität unseres Lebens untersuchen wollen, sollten wir uns seinen Zeitstrukturen zuwenden“ heißt es bei Hartmut Rosa. 

Dabei ist die Echtzeit heutiger Datenübertragung das Resultat eines Prozesses, der mit der Erfindung der Uhr begann. Das Trading-Unternehmen mit ihrem Firmensitz Richtung Serverfarm ziehen, um die Idee von einem Bruchteil einer Zehntelsekunde schneller an der Börse handeln zu können als die Konkurrenz zeigt, dass nicht einmal Echtzeit gleich Echtzeit ist. „Modernity is about the acceleration of time“ schrieb Peter Conrad. Was schneller wird, sind die Übermittler, die Vehikel – Pferd – Eisenbahn – Flugzeug – Telefon – Internet. Die Reichweiten werden größer. Raum wird vernichtet, Zeit wird verdichtet. Allgegenwärtig der Begriff der technischen Beschleunigung. Und als dessen scheinbare Gegenspielerin die persönliche Entschleunigung. 

Insbesondere in Wissenschaft und Ökonomie wird Zeit in einer Präzision gemessen, die für das menschliche Sensorium nicht wahrnehmbar und entsprechend schwer zu begreifen. Die Idee von einem Bruchteil einer Zehntelsekunde hat wenig mit dem eigenen Zeitempfinden zu tun. Oder doch? Kann man bewusst aus der Zeit fallen? Der Sol (der Marstag) ist 39 Minuten und 35 Sekunden länger als auf der Erde. Hätten wir auf dem Mars folglich Zeit ‚gewonnen‘? Welche Qualität hat Zeit für uns als Individuen, als Gemeinschaft, als Gesellschaft?

In Die Zeit, die Zeit wollen wir Zeit in ihren analogen und digitalen Qualitäten explorieren und mit dem sinnlich Erfahrbaren verknüpfen. Dies soll einerseits kritisch, andererseits radikal pragmatisch passieren. Mit den Mitteln der Gestaltung wollen wir Zeit, Zeitmesser,  Zeitdimensionen und -phänomene erschließen, diskutieren, Positionen und Alternativen entwickeln. 

Fragen werden gerne am Montag 13.3.23 beantwortet, 9:00 – 10:00 Uhr
https://hu-berlin.zoom.us/j/5688977353

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Time not only forms a horizon of understanding in which things can form meaningful relationships with each other but is also a perspective in evaluating social qualities. “If we want to examine the structure and quality of our life, we should turn to its time structures,” says Hartmut Rosa. 

In this context, the real-time of today’s data transmission is the result of a process that began with the invention of the clock. The fact that trading companies move their headquarters towards a server farm to be able to trade on the stock exchange a fraction of a tenth of a second faster than the competition shows that not even real-time is the same as real-time. “Modernity is about the acceleration of time,” wrote Peter Conrad. What is accelerating are the transmitters, the vehicles – horse – railroad – airplane – telephone – Internet. The ranges are getting longer. Space got wiped out, and time got compressed. The concept of technical acceleration is omnipresent. And as its apparent counterpart, personal deceleration. 

In science and economics in particular, time is measured with a precision that is imperceptible to the human sensorium and correspondingly difficult to grasp. The idea of a fraction of a tenth of a second has little to do with one’s sense of time. Or does it? Can one consciously fall out of time? Sol (the Martian day) is 39 minutes and 35 seconds longer than on Earth. Consequently, would we have ‘gained’ time on Mars? What quality does time hold for individuals, communities, and society?

In Die Zeit, die Zeit we want to explore time in its analog and digital qualities and link it to sensual experiences. This is to happen critically on the one hand, and radically pragmatically on the other. With the means of Gestaltung, we want to inquire into time, timepieces, dimensions, and phenomena of time, discuss them, and thus develop positions and alternatives.

Zoom 9:00 – 10:00 Uhr
https://hu-berlin.zoom.us/j/5688977353

Module:

: Vertiefende Projektarbeit 1
: Projektarbeit 1
: Vertiefende Projektarbeit 2
: Projektarbeit 2
: Vertiefende Projektarbeit 3

Teilmodule:

Design Projekt, Focus Project
Graphic Design, 3D-Gestaltung

Prof. Judith Glaser

4. - 7. Semester

Tuesday
09:00 - 12:15
Raum: I.0.6

open for non-german-speaking students